Eine Entwicklersicht – Die Bedeutung des Menschen im Rahmen von KI
Ein Bericht über die Erfahrungen des Geschäftsführers eines Unternehmens, das einen KI-Assistenten zur Automatisierung von Bildschirmprozessen entwickelt hat
Vom ersten Bedarf zur großen Umsetzung
Das deutsche Software-Startup hat eine kognitive KI-Lösung entwickelt, die Bildschirmprozesse am Arbeitsplatz automatisiert ausführen kann. Nach einem zweitägigen Anwendertraining ist laut Hersteller jeder Mitarbeitende in der Lage, jeden Arbeitsprozess schnell und effektiv automatisiert auszuführen, den man einer anderen Person erklären kann – ohne über IT-Hintergrund oder Programmierkenntnisse verfügen zu müssen. Die Lösung ist eine echte No-Code-Anwendung; das Unternehmen hat sich digitale Bildung und die Bekämpfung des Fachkräftemangels auf die Fahne geschrieben.
„Ich will nicht sagen, dass unser Projekt per Zufall entstanden ist, (…) aber es war vor zehn bis zwölf Jahren nicht gleich die Idee, (…) eine Software zu entwickeln, die man genau in dieser Form als Produkt in den Markt bringt. Das hat sich erst in den folgenden Jahren entwickelt“,erzählt der Geschäftsführer.
Im Rahmen dieses Berichts wird er Gunka genannt, kurz für Geschäftsführer eines Unternehmens, das einen KI-Assistenten entwickelt hat. Die beiden Gründer, die vor einigen Jahren noch als IT-Freiberufler tätig waren und in der Qualitätssicherung vor einer spezifischen Herausforderung standen, machten sich damals auf die Suche nach einer Software, die Bildschirmoberflächen als Endausgabe-Medium prüft. Als sie nichts finden konnten, beschlossen sie, die Software selbst zu schreiben. „Bis sie irgendwann mal festgestellt haben, dass sich da ja womöglich doch noch mehr draus machen lässt“, berichtet Gunka. Sie arbeiteten lange Zeit selbstständig an der Entwicklung und zogen später weitere KI-Entwickler aus aller Welt hinzu, die sie zunächst aus eigener Tasche bezahlten. Vor etwa vier Jahren wurde die GmbH gegründet und schließlich die Lösung auf den Markt gebracht. Das junge, multikulturelle Unternehmen ist von unterschiedlichen Blickwinkeln, Arbeitsweisen, Kulturen und Knowhows sowie dem Einsatz agiler Arbeitsweisen geprägt.
Freie Kapazitäten durch Automatisierung
Mit verschiedensten Anwendungs- und Wirkbereichen kann die KI-Lösung eine Vielfalt an Use Cases bearbeiten. Im Gegensatz zu generativen KIs, die durch extrem große Datenmengen trainiert werden müssen, basiert die Anwendung auf einer kognitiven KI, die mithilfe von kognitiven Fähigkeiten wahrnimmt, entscheidet und handelt. Mitarbeitende werden mit ihr in die Lage versetzt, vor allem wiederkehrende Prozesse zu automatisieren. Gunka beschreibt, dass das Programm
„wie eine digitale Assistenz arbeitet, die wie Sie und ich als Mensch auf einen Bildschirm draufschaut und all das erkennt (…), was auch wir als Mensch auf einem Bildschirm erkennen.“ „Insofern endet die Wahrnehmung (…) nicht auf der Programmebene, sondern tatsächlich auf der Bildschirmoberfläche. Das bedeutet, die KI-Lösung ist eine echte End-to-end Anwendung.“
Gunka betont, dass ein Teil der Arbeitsprozesse von Jobs im Büro-, Handels- oder Dienstleistungsbereich automatisierbar sind und gleichzeitig eine wachsende Notwendigkeit besteht, Entscheidungsprozesse in Unternehmen zu automatisieren. Für repetitive Prozesse würden heute nach wie vor sehr häufig Kolleginnen und Kollegen als „menschliche Schnittstellen“ genutzt. Dies umfasst Tätigkeiten, die zukünftig von der KI-Lösung übernommen werden könnten. Mitarbeitende hätten dadurch wieder freie Kapazitäten für wichtigere Aufgaben wie zum Beispiel Kunden- oder Mitarbeitergespräche und kreative Denkarbeit. Die Wirkungsgrade und Möglichkeiten zum Einsatz der KI-Lösung unterscheiden sich je nach Unternehmen und Anwendergruppe deutlich und ermöglichen beispielsweise, die Produktivität pro Mitarbeitenden zu steigern oder den Fokus in der operativen Ebene auf die Top-Line zu legen.
Individuelle Kundenversprechen
Laut Gunka war einer der wichtigsten Lerneffekte, individualisierte Ansätze zu wählen, um auf die jeweiligen Kunden- oder Personengruppen einzugehen. Die KI-Lösung sei ein Werkzeug, das verschiedenen Mitarbeitenden oder Abteilungen vielfältige Mehrwerte bringen kann. Um auf die einzelnen Bedürfnisse der unterschiedlichen Zielgruppen einzugehen, müsse man sich mit den individuellen Interessen, Nöten und Motiven beschäftigen. Dazu sei mindestens ein „Vor-Gespräch“ oder Qualifizierungsgespräch notwendig, bevor die KI-Lösung in einer Präsentation ganz praktisch gezeigt wird. Bei einer Vorstellung in größeren Gruppen von Menschen aus unterschiedlichen Hierarchien und Abteilungen könne dies aufgrund des Spektrums an Anwendungs- und Wirkmöglichkeiten sowie verschiedener Bedürfnisse, Interessen und Motive möglicherweise eine Herausforderung darstellen. Gunka unterstreicht, dass es wichtig ist, sich immer wieder individuell auf die Anliegen und Bedarfe der Kunden einzustellen und hervorzuheben, „dass grundsätzlich jede einzelne Person wichtig ist“. Manche Personen, denen man die KI zeige, empfinden auch Unsicherheit. Der effektivste Weg diese Unsicherheit oder eventuelle Ängste abzubauen und Interesse sowie Begeisterung zu wecken, sei eine einfache Heranführung an die Technologie und das ganz praktische Zeigen, wie man als Mitarbeitender in die Lage versetz werden kann, seine eigene Digitalisierungsreise mitzugestalten. Um das zu verdeutlichen und um zu veranschaulichen, wie einfach bedienbar die KI-Lösung ist, werden beispielsweise Videos gezeigt oder im Rahmen einer Präsentation ein erster Prozess selbst live automatisiert. Ein Anwendungsbeispiel der KI-Lösung ist das automatisierte Auslesen von Informationen aus unstrukturierten Dokumenten, wie zum Beispiel Rechnungen, und das Eintragen dieser Informationen in die Unternehmenssysteme zur weiteren Verarbeitung. Ein anderes Beispiel ist die Automatisierung von Rekrutierungsprozessen. Ganze Rekrutierungsstrecken können so automatisiert werden, sodass der erste menschliche Kontakt erst beim Vorstellungsgespräch stattfindet.
KI für die Menschen
„Jeder kann Gestalter seiner eigenen Digitalisierungsreise sein.“
Unternehmen sollten Mitarbeitende zu Beteiligten statt Betroffenen der Digitalisierung machen. Um Ängste und Befürchtungen abzubauen, tragen Unternehmen laut Gunka die Pflicht, ihre Mitarbeitenden aktiv in die Automatisierung von Prozessen einzubinden. Künstliche Intelligenz, insbesondere kognitive KI, die ausschließlich das ausführt, was man ihr vorher gezeigt hat, brauche niemandem Angst zu machen, sondern liefere jeder Person unzählige positive Möglichkeiten, das Leben in den verschiedensten Bereichen zu erleichtern. Gunka richtet den Appell an alle, sich an den positiven Möglichkeiten von KI zu orientieren.
„… wozu wir jetzt als Unternehmer dann natürlich auch eine Verpflichtung haben (…), dass wir eine Künstliche Intelligenz für die Menschen entwickeln und nicht zum Wohle von ein paar Wenigen und ganz viele Menschen leiden. Das darf nicht sein.“
Es sei die Aufgabe der Politik, einen übergeordneten Rahmen zu schaffen, um zu regulieren, was Künstliche Intelligenz beinhaltet und was ihr Zweck ist. Das geplante Gesetz der EU über Künstliche Intelligenz bewege sich bisher auf einer zu detaillierten Ebene. „Wir benötigen einen Überbau, einen Rahmen, der übergeordnet festlegt, wozu KI da ist und wem sie dienen soll. Wir brauchen so etwas wie das Grundgesetz für die KI“, erklärt Gunka. Dadurch könnten sowohl Ängste in der Gesellschaft reduziert als auch die Akzeptanz gesteigert werden und darauf basierend das Verständnis für die Vorteile von KI und das Vertrauen darin wachsen.