Ein Bericht über die Erfahrungen des Partner Managers eines Herstellers von Lichtmanagement-Lösungen
Das Unternehmen mit Sitz in einem europäischen Mitgliedsstaat entwickelt intelligente und energiesparende Beleuchtungslösungen sowie Serviceangebote, um die Effizienz und Benutzerfreundlichkeit von Gebäuden während ihres gesamten Lebenszyklus zu verbessern. Der Spezialist für Lichtsteuerung und Hersteller von Vorschaltgeräten für die Lichtindustrie ist weltweit tätig. Die Aufgabe des Partner Manager und Verkaufsleiters für den deutschsprachigen Raum ist es, den Markt im Bereich der Lichtsteuerung mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz zu erschließen. Im Rahmen dieses Berichts wird er Pamav genannt, kurz für Partner Manager und Verlaufsleiter. Die Lichtsteuerung hatte das Unternehmen bereits seit einigen Jahren automatisiert.
„Aber wir wollten einen Schritt weitergehen, dass es intelligent wird, das Licht“, berichtet Pamav.
Es wurden verschiedene Möglichkeiten zur Umsetzung diskutiert und eine intensive Zusammenarbeit mit den umliegenden Universitäten begonnen. Um die Entwicklung der KI-Technologie und die Erreichung von Meilensteinen zu planen, wurde ein Business Model Canvas erstellt. Daraufhin suchte das Unternehmen nach Entwicklern mit Erfahrung im Bereich KI und baute sich ein internes Team auf, das heute von überall auf der Welt arbeitet. Pamav gibt an, dass die Arbeitsweise vollständig digitalisiert und die Strukturen im Unternehmen deutlich umgebaut werden mussten.
Die in Eigenarbeit entwickelte KI-Technologie lernt durch an Leuchten befestigten Sensoren, die Bewegungsmuster aufzeichnen, welche Leuchten in einem Raum nebeneinander sind, und gruppieren sich dann automatisch. Über ein Bluetooth-Netzwerk lernt die KI ununterbrochen. Wenn beispielsweise eine Leuchte entfernt und in einem anderen Raum platziert wird, erkennt die KI dies mithilfe der Sensordaten, trennt sich von der bisherigen Gruppe und sucht sich neue Partner. Weitere Features sind die automatische Berechnung eines Tageslichtwerts sowie die Berechnung von Nachlauf- und Anwesenheitszeiten in einzelnen Räumen. Dabei wird eine Balance zwischen Energieeinsparung und Wohlbefinden der Menschen im Raum angestrebt.
„Wenn man eine KI programmiert, braucht man immer eine Zielsetzung letzten Endes, die die KI erreichen muss und worauf die hinarbeitet und bei uns ist das immer die Balance zwischen Energieeinsparung und well being.“
Die erste Generation der KI war laut Pamav teilweise von Fehlern behaftet und musste überarbeitet werden. Als das Produkt auf deutsche Normen und Realität traf, äußerten Kunden viele individuelle Wünsche, die eine Einarbeitung und Programmierung von manuell einstellbaren Funktionen zur Folge hatten. Dabei wurde die Bedeutung eines intensiven Testprotokolls sichtbar, da nach dem Umprogrammieren einzelner Funktionen andere nicht mehr funktionierten oder sich seltsam verhielten. Für Pamav gehörte diese Erfahrung zu den wichtigsten Lessons Learned und er gibt den Rat, einzelne Funktionen einer KI-Technologie – sofern möglich – ausschalten zu können. Dies sei nicht nur förderlich, um die Akzeptanz zu erhöhen, sondern auch, um individuell auf Datenschutzbedenken einzugehen.
Der Entschluss, die KI-Lösung intern zu entwickeln, wurde nicht unerheblich durch extern zugesprochenes Investitionskapital beeinflusst. Auf das mittlerweile patentierte und ausgezeichnete Lichtsteuerungssystem ist das Unternehmen sehr stolz, erzählt Pamav. Gleichzeitig betont er, dass diese Entwicklung ein langer Prozess sei und nach wie vor andauere. Der Return of Investment sei nach sieben Jahren Projektlaufzeit noch nicht erreicht. Doch das übergeordnete Ziel sei die langfristige Positionierung und Abhebung auf dem Markt mithilfe einer einzigartigen Lösung.
„Das ist schon wirklich ein Investment in die Zukunft, um uns (…) kaufmännisch gesehen langfristig auf dem Markt aufzustellen und uns auch abzuheben von allen anderen.“
Darüber hinaus haben sich die Erwartungen an die KI im Laufe der Zeit verändert. So wurden mittlerweile weitere Funktionen entwickelt, die auch anderen Nutzern des Gebäudes zugutekommen. Zu Beginn war die primäre Absicht, die Arbeit der Installateure zu erleichtern, heute werden auch die Bedürfnisse von Mietern oder Gebäudeeigentümern miteinbezogen.
„So ein Facility Manager, der kümmert sich nicht nur um Licht, sondern auch um Heizungen und Raumgegebenheiten und alles (…) und mit dem Gedankengang haben wir dann immer mehr und mehr und mehr Funktionen miteingeführt und mehr intelligente Algorithmen entwickelt.“
Pamav erzählt von einem Krankenhaus, in dem es wegen einer Fehlplanung an Bürofläche fehlte. Bewegungsdaten durch die Sensoren an den Leuchten lieferten die Erkenntnis, dass ein Bereich des Krankenhauses von Patienten kaum aufgesucht wurde. So konnte die Auslastung des Gebäudes umgeplant und effizienter strukturiert werden.
„Gerade auf dem deutschen Markt ist (…) die Angst vor der KI relativ hoch. Ich habe keine Ahnung, wo das herkommt, aber (…) gerade in den ersten Meetings habe ich immer von KI gesprochen und dann habe ich schon gemerkt, wie manche anfangen zu schwitzen.“
Pamav ist durch seine Position als Verkaufsleiter oft im Gespräch mit Kunden und hat festgestellt, dass diese oft mit Misstrauen, Skepsis, Befürchtungen oder sogar Angst auf KI blicken. Bei seinen ersten Versuchen, die Akzeptanz zu erhöhen, erzählte er von Situationen, in denen KI-Technologien bereits im Alltag verankert sind. Doch dann stieß er auf die bahnbrechende Lösung:
„Der Durchbruch war wirklich, das Wort KI wegzulassen und von intelligenten Algorithmen zu reden.“
Im Unternehmen wurde daraufhin ein Comic für Marketingzwecke entwickelt, der die Funktionsweise der Lichtsteuerungs-KI einfach und ohne Fachbegriffe veranschaulicht. Pamav bezeichnet den Comic als absoluten Durchbruch, der dazu führte, dass auch jeder, der nicht im Bereich KI tätig ist, die Technologie verstand. Dies ist sein Tipp an Anbieter einer KI-Lösung:
„Wirklich nicht anfangen, über Kodierung zu sprechen oder sonst irgendwas, sondern ganz einfach zu sagen: Das ist dein Mehrwert und so – ganz grob und einfach gesagt – funktioniert das.“