Überblick
In dieser Lektion erfolgt die Bewertung der vorher gesammelten Ideen. Diese Bewertung hilft bei der Eingrenzung von einer großen Menge an Ideen verschiedenster Qualitäten hin zu einer kleinen Menge an qualitativ hochwertigen Ideen, die weiter verfolgt und untersucht werden sollen. Hier geht es also vor allem um die Einschätzung, ob Ideen machbar und wirksam sind, um im nächsten Schritt verschiedene Geschäftsmodellentwürfe erstellen zu können. Erst danach erfolgt eine detailliertere Untersuchung der Entwürfe, bis diese schließlich in der Unternehmenslogik fest implementiert werden.
Was ist zu tun?
Die aus der vorherigen Lektion gesammelten Ideen werden im Rahmen dieser Lektion zunächst auf Dopplungen untersucht, zusammengefasst und unter verschiedene Kategorien sortiert, um eine bessere Übersichtlichkeit zu gewährleisten.
Anschließend erfolgt eine erste grobe Bewertung der Ideen anhand von Umsetzbarkeit und Wirksamkeit. Im Ergebnis soll eine kleine Auswahl an Ideen vorliegen, die in der nächsten Lektion in Geschäftsmodellentwürfe überführt, verfeinert und weiter aussortiert werden.
Was ist das Ergebnis?
Als Ergebnis haben Sie eine Auswahl an vielversprechenden sortierten und bewerteten Geschäftsideen, die es im Anschluss weiter auszugestalten gilt.
Quellen
- Business Model Generation (2011)
- Ideenbewertung: 100 Ideen – Was nun? (2003)
Yves Oesch. Projektmagazin - Ideen bewerten mit der Matrix-Methode (2023)
Franz Grieser. Der Schreib Coach
Bewertung vorbereiten
Im ersten Schritt müssen alle gesammelten Ideen der vorherigen Lektion zusammengetragen und sortiert werden. Dieses Vorgehen soll Struktur für den weiteren Ablauf geben, um Ideen gezielt priorisieren zu können.
Folgendes Vorgehen bietet sich hierbei an:
- Sammlung aller Ideen auf einem Whiteboard auf Klebezetteln oder mit Hilfe eines digitalen Mediums
- Sortieren der Ideen anhand gleicher Kategorien (Themen, Schwerpunkte oder Zielsetzungen)
- Zusammenfassen und Konsolidieren fast identischer Ideen
Im Ergebnis sollten Sie nun eine Übersicht von verschiedenen Kategorien mit einer oder mehrerer Ideen haben. Diese beispielhafte Übersicht finden Sie im Beispiel der nachfolgenden Methode.
Tipps & Tricks
- in der Praxis haben sich je nach Menge der gesammelten Ideen 3-7 verschiedene Kategorien für Ideen bewährt
- zur besseren Übersicht können Sie für eine Kategorie auch eine weitere Gliederung in Unterkategorien vornehmen
Quellen
- Ideenbewertung: 100 Ideen – Was nun? (2003)
Yves Oesch. Projektmagazin - Die Ideenbewertung – die besten Vorschläge herausfiltern (o.J.)
Dr. Christopher Schulz
Matrix zur Ideenbewertung
Kurz & Knapp
Die Bewertungsmatrix ist eine in der Praxis bewährte Methode zur Bewertung verschiedener Ideen anhand von zwei verschiedenen Kriterien.
4-8 Personen
ca. 1-2h
Flipchart/Whiteboard, Vorlage oder digitales Tool
Vorgehensweise
Jede Idee soll auf zwei verschiedene Kriterien geprüft werden. Dafür existieren unterschiedliche Kriterienpaare, die Sie je nach Präferenz selbst wählen können. Mögliche Paare sind Wirksamkeit und Machbarkeit, erwarteter Geschäftserfolg und Time-to-market sowie Kundenakzeptanz und strategischer Fit. Nachfolgend ist eine kurze Beschreibung, was unter diesen Kriterienpaaren zu verstehen ist:
Wirksamkeit und Machbarkeit:
Wirksamkeit:
- Inwiefern löst die Idee ein bestehendes Problem?
- Was ist der Nutzen der Idee für das Unternehmen?
- Wie attraktiv ist die Idee kurz-, mittel- und langfristig?
- Wie schneidet die Idee im Vergleich zum Wettbewerb ab?
Machbarkeit:
- Wie viel Aufwand muss in die Umsetzung der Idee gesteckt werden?
- Lässt sich die Idee schnell umsetzen?
- Wie hoch ist das Risiko zur Umsetzung der Idee?
- Wie realistisch ist die Umsetzung der Idee?
- Welche Fähigkeiten und Kompetenzen werden zur Umsetzung benötigt?
erwarteter Geschäftserfolg und Time-to-Market:
erwarteter Geschäftserfolg:
- Potenzielle Umsatz- und Gewinnmöglichkeiten der Lösung
- Marktgröße und Marktnachfrage für die Lösung
- Potenzielle Auswirkungen auf das Kundenengagement und die Kundenbindung
Time-to-Market:
- Geschwindigkeit der Entwicklung und Markteinführung der Lösung
- Potenzielle Auswirkungen von Verzögerungen auf die Wettbewerbsfähigkeit
- Verfügbarkeit von Ressourcen und Fähigkeiten für eine schnelle Umsetzung
Kundenakzeptanz und strategischer Fit:
Kundenakzeptanz:
- Relevanz der Lösung für die Bedürfnisse und Anforderungen der Zielgruppe
- Potenzielle Vorteile und Mehrwert für die Kunden
- Feedback und Meinungen der Kunden zu ähnlichen Lösungen oder Produkten
strategischer Fit:
- Übereinstimmung mit den langfristigen Unternehmenszielen und der Vision
- Passung zu den aktuellen Markttrends und Kundenverhalten
- Potenzieller Beitrag zur Wettbewerbspositionierung des Unternehmens
Entscheiden Sie sich für eines dieser Kriterienpaare zur Bewertung oder verwenden Sie mehrere Bewertungen für ein ganzheitliches Bild.
Die Ideen sollten kurz vorgestellt und erklärt werden. Anschließend können beide Kriterien je Paar nacheinander diskutiert und Ideen entsprechend bewertet werden. Beachten Sie bei der Bewertung auf das Verhältnis der Ideen in der Matrix zueinander.
Anhand des nachfolgenden Diagramms wird jede Idee bezüglich ihrer Wirksamkeit (gering - hoch) und Umsetzbarkeit (schwierig - leicht) eingeteilt und abhängig von der Einteilung bewertet:
Abhängig der Einordnung auf der Bewertungsmatrix ergeben sich folgende Handlungsempfehlungen:
- Pritorität 1 - Umsetzen
-sollten zur Überführung in Geschäftsmodellentwürfe genutzt werden - Priorität 2 - Limitieren
-vereinzelte Überführung in Geschäftsmodellentwürfe, falls Ideen auch emotional plausibel scheinen - Priorität 2 - Verschieben
-sollten zur Überführung in Prototypen verschoben werden, falls die Umsetzung der Priorität 1 Ideen nicht wirksam werden - Priorität 3 - Vermeiden
-sollten vermieden werden
Tipps & Tricks
- Heben Sie sich nicht weiter verfolgte Ideen auf, falls Sie diese zu einem späteren Zeitpunkt doch noch aufnehmen wollen.
- Benennen Sie einen neutralen Moderator, der nicht am Ideenbildungsprozess beteiligt war.
Beispiel
Ideenspeicher zusammengefasst nach verschiedenen Kategorien:
- Auswertung von Trainingsdaten
-individuelle Trainingspläne
-individuelle Trainingstipps
-Automatische Geräteeinstellung je Nutzer - Alternative Erlösmodelle
-Abo-/Leasing-Modell
-Pay What You Want für bestimmte Zielgruppen
-Pay What You Want für bestimmte Produkte
-Add-on-Modell (Basis- und Zusatzfunktionen gegen Aufpreis) - Alternative Wertschöpfungsketten
-Kreislaufwirtschaft
-Klimaneutrale Produktion
Entsprechend der Priorisierung werden die drei Ideen im rechten oberen Viertel des Diagramms in Geschäftsmodellentwürfe überführt.
Quellen
- Die Ideenbewertung – die besten Vorschläge herausfiltern (2023)
Dr. Christopher Schulze