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Plattform zur Entwicklung KI-basierter Geschäftsmodelle

Überblick

In diesem Teil der Prozessassistenz erfahren Sie, wie Sie systematisch KI Use Cases identifizieren, bewerten und priorisieren.

Was ist zu tun?

Use Cases können aus verschiedenen Perspektiven identifiziert werden. Nachfolgende Methode bietet Ihnen verschiedene Perspektiven, die mit Triggerfragen untermauert sind, um zielgerichtet Anwendungsfälle erkennen zu können. Wie bereits in der Prozessassistenz erwähnt, ist KI ein Werkzeug zur Lösung von Problemen. Konzentrieren Sie sich also vor allem auf die problemorientierte Perspektive. Was eine problemorientierte Perspektive bedeutet und welche zwei anderen Perspektiven genutzt werden können, werden in der folgenden Methode gezeigt.

Unterstützend können Befragungen der Geschäftsführung, des Managements oder weiterer Führungskräfte genutzt werden. Kreativitätstechniken wie Brainstorming oder Mind Maps können hierbei ebenfalls ideenfördernd wirken.

Was ist das Ergebnis?

Mit Hilfe der hier beschriebenen Vorgehensweise haben Sie nun eine Auswahl an bewerteten und priorisierten KI-Use Cases. Wählen Sie entsprechend der Priorisierungen KI-Use Cases für den weiteren Verlauf aus und beschreiben Sie diese näher mit Hilfe des Vorgehens im nächsten Teil.

Quellen

Ideenfindung für KI-Use Cases aus verschiedenen Perspektiven

Kurz & Knapp

Mit Hilfe dieser Methode können Sie ausgehend von drei verschiedenen Ansätzen (problemorientiert, datenorientiert und technologieorientiert) zielgerichtet KI-Use Cases für Ihr Unternehmen identifizieren.

4-8 Personen

ca. 1-2h

Flipchart/Whiteboard, Vorlage oder digitales Tool

Vorgehensweise

Ausgehend von drei verschiedenen Perspektiven können mit Hilfe dieser Methode systematisch KI-Use Cases identifiziert werden. Arbeiten Sie sich dafür je Ansatz anhand der Themen durch und notieren Sie Ihre Ideen.

Problemorientierter Ansatz - orientiert an Verbesserungsbedarfen

  • zu verbessernde Prozesse und Produkt
  • ressourcenintensive oder sich stark wiederholende Prozesse
  • wiederholte manuell datenbasierte Entscheidungen
  • verbessertes Kundenverständnis
  • unbefriedigte Kundenbedürfnisse
  • Optimierungspotenziale von Produkten
  • wiederkehrende Prüfung optischer Merkmale

Technologieorientierter Ansatz - Chancen auf Basis von Technologien

  • unerkannte Ineffizienzen
  • wiederkehrende Prüfung schriftlicher Inhalte
  • Verarbeitung und Verständnis akustischer Signale
  • optimale Lösungen für Probleme mit langen Handlungsketten
  • Prognose eines künftigen Verlaufs oder der Eintrittswahrscheinlichkeiten
  • Identifikation komplexer Muster

Datenorientierter Ansatz - bereits vorhandene Daten

  • Unzureichende Nutzung bereits vorhandener Daten
  • durch Geschäftsprozesse anfallende kontinuierlich Datenflüsse
  • Anwendung aktueller Auswertungen auf zusätzliche Datensätze
  • Erfassung von Daten durch zusätzliche Sensorik
  • Generierung von Mehrwerten durch frei zugänglichen Daten
  • Zusammenführung von Datenquellen zur Gewinnung neuer Erkenntnisse
  • Ungenutzter Erkenntnisgewinn aus Kundendaten
  • Mehrwert durch Produktdaten

Tipps & Tricks

  • Diese Methode soll Ihnen bei der Ideenfindung helfen. Versuchen Sie also nicht zwingend auf jede Frage eine Antwort zu finden, sondern verstehen Sie die Fragen als Trigger zur Generierung von Innovationen für Ihr Geschäftsmodell.
  • Jeder Ansatz bietet unterschiedliche Betrachtungsperspektiven, erst die Kombination aller drei Ansätze bietet eine ganzheitliche Untersuchung von Potenzialen und verhindert eine einseitige Ansicht.

Beispiel

Problemorientierter Ansatz - Welche Verbesserungsbedarfe gibt es?:

  • verbesserte Reihenfolge- und Losgrößenplanung zur Verbesserung der Produktions- und Montageprozesse
  • Chatbot zur automatisierten Beantwortung von häufig gestellten Kundenanfragen
  • Optimierung der Produktqualität in und nach Produktionsprozessen durch den Einsatz von KI zur Überprüfung optischer Merkmale

Technologieorientierter Ansatz - Welche Chancen bietet die Technologie für uns?:

  • automatisierte Überprüfung und Verbesserung von schriftlichen Inhalten, z.B. Produktbeschreibungen oder Anleitungen
  • Analyse von Social Media Trends bezüglich Fitnessgeräten
  • Analyse von Trainingsdaten durch Erkennung von Mustern

Datenorientierter Ansatz - Über welche Daten verfügen wir bereits?:

  • Prognose von Nachfrageverhalten durch Analyse von Verkaufsdaten
  • Prognose von Wartungsbedarfen anhand einer Wartungsdatenbank
  • Prognose von Fertigstellungs- und Auslieferungszeitpunkten anhand von Historiendaten

Quellen

Use Case Priorisierung

Damit zunächst nur die erfolgversprechendsten Use Case Ansätze verfolgt werden, wird eine Bewertung und Priorisierung vorgenommen. Nachfolgende Methode gibt Ihnen dafür ein strukturiertes Vorgehen.

Bewertung und Priorisierung von KI-Use Cases

Kurz & Knapp

Die hier vorgestellte Methode dient zur Bewertung und Priorisierung von KI-Use Cases.

2 bis 4 Personen

ca. 0,5h / Use Case

Vorlage oder Zettel und Stifte

Vorgehensweise

Zuerst werden der wirtschaftliche Mehrwert und die technische Machbarkeit je Use Case bewertet. Anschließend erfolgt die Priorisierung der Use Cases anhand der Bewertungen

1. Bewertung des wirtschaftlichen Mehrwerts

Der wirtschaftliche Mehrwert kann anhand einer Vielzahl unterschiedlicher Faktoren gemessen werden. Dazu zählen unter anderem:

  • Umsatzsteigerungen
  • Effizienzsteigerungen
  • Kostensenkungen
  • Erhöhter Kundennutzen
  • Verbesserte Produktqualität
  • Verringertes Risiko

2. Bewertung der technischen Machbarkeit

Zur Bewertung der technischen Machbarkeit können folgende Themen einbezogen werden:

Daten:

  • Zugang vorhanden
  • Umfang ausreichend
  • Qualität ausreichend

Prozesse/Systeme:

  • Veränderungsbedarf von prozessen
  • Anpassungsbedarf von Systemen
  • Organisatorische Änderungen

Algorithmus/Lösung:

  • technische Lösungen sind bekannt
  • ähnliches Problem wurde bereits mit KI gelöst
  • Verfahren zur Problemlösung sind bekannt

Know-How:

  • benötigte Technologie ist verfügbar
  • benötigte Know-How der Fachbereiche vorhanden
  • Schulungen mit vertretbarem Aufwand möglich und nötig

3. Priorisierung der Use Cases

Ordnen Sie Ihre bewerteten Ideen entsprechend technischer und wirtschaftlicher Machbarkeit auf der Abbildung ein.

Abhängig der Einordnung auf der Bewertungsmatrix ergeben sich folgende Handlungsempfehlungen:

  • Priorität 1 - Umsetzen
    Anwendungsfälle mit hohem wirtschaftlichen Mehrwert und einfacher technischer Machbarkeit - sollten in die Testphase überführt werden
  • Priorität 2 - Limitieren
    Anwendungsfälle mit geringem wirtschaftlichen Mehrwert aber einfacher technischer Machbarkeit - vereinzelte Überführung in die Testphase
  • Priorität 2 - Verschieben
    Anwendungsfälle mit hohem wirtschaftlichen Mehrwert aber schwieriger technischer Machbarkeit - sollten zur Überführung in die Testphase verschoben werden, falls die Umsetzung der Priorität 1 Fälle nicht wirksam werden
  • Priorität 3 - Vermeiden
    Anwendungsfälle mit geringem wirtschaftlichen Mehrwert und schwieriger technischer Machbarkeit - sollten vermieden werden

Tipps & Tricks

  • Versuchen Sie die Bewertung möglichst realistisch und exakt vorzunehmen. Lassen Sie sich ggf. Unterstützung von einem KI-Experten geben.
  • Nutzen Sie die Fachkenntnisse von Experten, um solch eine Priorisierung vorzunehmen.
  • Verwerfen Sie die Anwendungsfälle der Priorität 2 nicht sofort und heben Sie diese für einen späteren Zeitpunkt auf. Durch den eigenen Aufbau von Expertise und durch die Weiterentwicklung von technischen Möglichkeiten können diese Anwendungsfälle attraktiv werden.

Beispiel

Die aus der Methode Ideenfindung aus verschiedenen Perspektiven generierte Ideen werden nachfolgend in der beschriebenen Matrix bewertet:

Quellen

Nächste Schritte festlegen

Sollten Sie keinen KI-Use Case identifiziert haben, können Sie dennoch im Geschäftsmodellentwicklungsprozess fortfahren und Ihre bisherige Geschäftsidee testen.

Andernfalls können Sie im regulären Verlauf der Prozessassistenz fortfahren und Ihren KI-Use Case beschreiben.