Überblick
In dieser Lektion erfolgt die methodengestützte Bildung verschiedenster Geschäftsmodellideen. Halten Sie sich hierbei wieder die Kundenperspektive als Leitprinzip eines Geschäftsmodellentwicklungsprozesses vor Augen. Der Fokus der Ideenbildung liegt auf dem kreativen Prozess - Ideen sollten vor allem in großer Menge und nicht zwingend in hoher Qualität gesammelt werden. Die Bewertung und Auswahl erfolgen im Rahmen der nächsten Lektion.
Die Herausforderung der Ideenbildung besteht darin, aktuelle betriebliche Belange in den Hintergrund zu rücken und nicht nur auf die vorherrschenden Branchenstrukturen und Konkurrenten zu blicken. Versuchen Sie neue Wege zu gehen und neue Praktiken zu erschließen.
Was ist zu tun?
Zu Beginn werden Ihnen verschiedene in der Praxis bewährte Tipps für kreative Prozesse vorgestellt. Im Anschluss folgen drei verschiedene Wege zur Bildung von Geschäftsideen. Sie können sich dabei für eine Vorgehensweise entscheiden, aber auch Kombinationen oder mehrere Durchläufe testen.
Zuerst werden Epizentren von Geschäftsmodellinnovationen vorgestellt, um Ihnen einige Ausgangspunkte zur Generierung neuer Ideen vorzustellen. Diese mit Triggerfragen hinterlegten Ausgangspunkte können als Ausgangsbasis, bzw. Unterstützung für verschiedene Kreativitätstechniken genutzt werden.
Ein weiterer vorgestellter Ansatz ist die Bildung von Geschäftsideen anhand von Geschäftsmodellmustern. Durch verschiedene Strategien können hier kreativ neue Ansätze entwickelt werden.
Abschließend wird Ihnen aufgezeigt, wie Sie mit Hilfe eines Large Language Models wie ChatGPT ebenfalls innovative Ideen generieren können.
Diese verschiedenen Ansätze können dabei ergänzend oder nur auszugsweise genutzt werden. Je Ansatz werden Ihnen dafür verschiedene Methode gezeigt, die ebenfalls parallel oder auch ergänzend genutzt werden können. Hierbei ist zu empfehlen, verschiedene Ansätze und Methoden zu testen und ggf. mehrfach oder mit verschiedenen Teams durchzuführen, da sie für verschiedene Menschen und Gruppen unterschiedlich gut funktionieren und folglich auch unterschiedliche Ideen gesammelt werden können.
Was kommt dabei heraus?
Im Ergebnis haben Sie, unabhängig von der ausgewählten Vorgehensweise, eine Vielzahl an verschiedenen Geschäftsideen, die später zu bewerten sind.
Quellen
- Business Model Generation (2011)
- Geschäftsmodelle entwickeln (2017)
Praxistipps zur Ideenbildung
Nachfolgend noch einige hilfreiche Hinweise zur Verwendung bereits gewonnener Erkenntnisse:
- Denken Sie weiterhin in der Geschäftsmodelllogik und nehmen Sie die Business Model Canvas als Unterstützung (insbesondere die Segmente Wertangebote, Vertriebskanäle, Kundenbeziehungen und Einnahmequellen).
- Achten Sie nicht nur auf ermittelte Bedürfnisse und Probleme Ihrer Kunden (aus der Kundenanalyse), sondern auch auf eventuelle Herausforderungen und Wünsche Ihrer Kunden, die heute noch nicht existieren.
- Behalten Sie dafür auch die Ergebnisse der PESTEL-Analyse im Kopf und beachten Sie relevante gesellschaftliche oder wirtschaftliche Trends, die Ihre Kunden beeinflussen könnten.
- Nutzen Sie Best Practices oder Fallbeispiele, um sich von branchenspezifischen und sonstigen relevanten KI-Lösungen inspirieren zu lassen.
Weiterhin können folgende Praxistipps hilfreich sein, um einen bestmöglichen Ablauf der Ideenbildung zu garantieren:
- diverses Team - Mitglieder sollten vielfältig sein, um verschiedene Blickwinkel abzudecken (z.B. Position, Alter, Erfahrung, Geschäftsbereich, Kundenwissen, Fachkenntnisse)
- Vertiefung der Wissensbasis - das Team sollte einen ähnlich vertieften Kenntnisstand zu den Ergebnisses des Kapitels „Verstehen & Analysieren“ haben
- jede Idee ist hilfreich - in der Ideenbildung müssen keine schlagkräftigen Geschäftsmodelle hervorgebracht werden, auch kleine Ideen, die Grenzen verschieben, helfen weiter
- Quantität statt Qualität - setzen Sie hier auf die Bildung vieler Ideen, eine Bewertung erfolgt im Anschluss
- Kritik ist unerwünscht - lassen Sie jegliche Ideen zu und kommunizieren Sie offen und fair
- Weiterentwicklung ist erwünscht - niemand hat den Anspruch auf eine Idee, versuchen Sie Ergänzungen statt Ablehnungen zu finden
- offenes Arbeitsklima - gehen Sie auf Wünsche der Teilnehmenden ein, ermöglichen Sie bspw. visuelles oder haptisches Arbeiten durch Whiteboards, Plakate, …
- Zeitmanagement - Setzen Sie feste Zeiten zur Sammlung von Ideen zur besseren Orientierung
Quellen
- Business Model Generation (2011)
- Geschäftsmodelle entwickeln (2017)
- Ideation – Ideen schrittweise finden und entwickeln (o.J.)
t2informatik
Epizentren von Geschäftsmodellinnovationen
Um den Ideenbildungsprozess möglichst kreativ und offen zu belassen, aber dabei trotzdem kleinere wegweisende Leitplanken zu setzen, werden nachfolgend die verschiedenen Epizentren vorgestellt, von denen aus Geschäftsmodellinnovationen stattfinden können. Diese Epizentren können mit den nachfolgenden Kreativitätstechniken kombiniert werden. Dafür werden Ihnen an geeigneter Stelle noch einige Triggerfragen aufgezeigt.
Ausgehend von der Business Model Canvas existieren verschiedene Punkte (Epizentren), von denen aus eine Geschäftsmodellinnovation gedacht werden kann. Dabei kann sich der Einfluss von den verschiedenen Epizentren in Richtung vieler verschiedener Segmente der Business Model Canvas auswirken. Diese Epizentren sollen Ihnen Denkansätze, bzw. -richtungen zur Ideenbildung geben.
Nachfolgend die verschiedenen Epizentren von Geschäftsmodellinnovationen:
- Ressourcenbedingt
Entstehung aus bestehenden Infrastrukturen oder Partnerschaften
- Kundenbedingt
Beruhen auf Kundenbedürfnissen, erleichtertem Zugang oder gesteigerter Bequemlichkeit für Kunden
- Finanzbedingt
Neue Einnahmequellen, Erlösmodelle, Preisbestimmungsmechanismen oder reduzierte Kostenstrukturen
- durch mehrere Epizentren bedingt
Durch mehrere der vorher genannten Epizentren bedingt
Quellen
- Business Model Generation (2011)
Neue Geschäftsideen durch systematisches Brainstorming
Der kreative und größtenteils unstrukturierte Ideenbildungsprozess zielt darauf ab, Grenzen zu überschreiten und in neue Denkrichtungen vorzustoßen. Praktische und technische Einschränkungen sollen hierbei keine Rolle spielen, um das Aufkommen neuer Ansätze zuzulassen und die Verbindung neuer Ideen untereinander oder neuer Ideen mit bewährten Strukturen zu ermöglichen. Rationale und logische Denkmuster werden dadurch gebrochen und ein Denken in viele unterschiedliche Richtungen ermöglicht. Dinge sollen dadurch mit einem alternativen und unkonventionellen Blick betrachtet und hinterfragt werden.
Nachfolgend finden Sie Verlinkungen zu verschiedenen Methoden der Toolbox, die kreatives und offenes Denken fördern:
Neue Geschäftsideen durch kreatives Imitieren
Kurz & Knapp
Die Geschäftsmodellmuster sind eine Methode zur kreativen Rekombination von vorgegeben Geschäftsmodellmustern mit dem eigenen Geschäftsmodell.
4-8 Personen
ca. 2h
Vorlage
Vorgehensweise
Die beispielhaften Geschäftsmodellmuster wurden von erfolgreichen Unternehmen übernommen und werden anhand eines Namens und den wesentlichen Informationen des Geschäftsmodells beschrieben. Die Rekombination von Mustern kann nach dem Ähnlichkeits- oder dem Konfrontationsprinzip stattfinden. Beim Ähnlichkeitsprinzip werden Muster gewählt, die zur eigenen Branche passen und gut zur eigenen Organisation passen. Beim Konfrontationsprinzip hingegen werden Muster aus möglichst fremden Branchen gewählt, die scheinbar nicht zur eigenen Organisation passen.
- Vorbereitung
Auswahl von Geschäftsmodellmustern, die im Workshop bearbeitet werden sollen, nach dem Ähnlichkeits- und Konfrontationsprinzip - Vorlesen der Karteninhalte
Zuerst werden Muster nach dem Ähnlichkeitsprinzip vorgestellt und danach nach dem Konfrontationsprinzip. Der Moderator nimmt die erste Karte und liest den Namen sowie Beschreibung und Beispiele vor. - Brainstorming
Die Gruppe hat nun ca. 10 Minuten Zeit, um in einem Brainstorming alle aufkommenden Ideen zu sammeln. Sollten schon vor Ablauf der Zeit keine Ideen mehr aufkommen, kann mit der nächsten Karte weitergemacht werden. Nach Ablauf der Zeit wird mit der nächsten Karte fortgefahren - Wiederholen der Schritte 2 und 3
Tipps & Tricks
- Geschäftsmodelle sollen hierbei nicht komplett beschrieben werden, sondern nur die wichtigsten Aspekte verstanden werden. Hier bietet sich eine vereinfachte Betrachtung des Geschäftsmodell anhand des Magischen Dreiecks an (Kunden, Wertangebot, Wertschöpfung, Ertragsmodell).
- Sollte Ihre Gruppe größer als die empfohlene Anzahl an Teilnehmern sein, bietet sich eine Zweiteilung der Gruppe an. Je nach eigenen Präferenzen kann jede Gruppe nur Muster nach einem oder auch nach beiden Prinzipien rekombinieren.
- Nutzen Sie die Methode Brainstorming, um sich zu informieren, wie Sie dieses durchführen.
- Die Geschäftsmodellmusterkarten sind öffentlich nur begrenzt verfügbar. Hier bietet es sich bspw. an, das Buch von Gassmann et al (siehe Quelle) zu beschaffen.
Beispiel
Muster nach dem Ähnlichkeitsprinzip:
- Add-on
Basisangebot zu wettbewerbsfähigen Preisen mit erweiterbaren Extras - Affiliation
Entlohnung von Dritten für den Vertreib von Produkten
Muster nach dem Konfrontationsprinzip:
- Leverage Customer Data
Sammlung und gewinnbringende Nutzung von Kundendaten. - Pay What You Want
Der Kunde entscheidet selbst, welchen Preis er bereit ist zu zahlen.
Quellen
- Geschäftsmodelle entwickeln (2017)
- Anleitung Geschäftsmodellmuster
Zoe Wekwerth und Stefan Petzolt, Institut für Innovation und Technik (o.J.) - Was ist ein Geschäftsmodell?
FourWeekMBA (o.J.)
Neue Geschäftsideen durch KI
Neben den vorgestellten „klassischen“ Methoden der Ideenbildung ist die Verwendung einer KI-gestützten Methode zur Unterstützung des kreativen Prozesses ebenfalls sinnvoll.
Unterstützung bei der Ideenbildung durch KI-Technologien: