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Plattform zur Entwicklung KI-basierter Geschäftsmodelle

Überblick

Grundlegend kann entschieden werden, ob ein KI-Use Case und zugrundeliegende IT-Infrastrukturen lokal auf Servern (On-Premise), in der Cloud oder in einer hybriden Mischform ausgeführt werden soll. Dabei hat jede Variante Vor- und Nachteile und muss entsprechend des Use Cases und eigener Präferenzen bezüglich Kosten, Datenschutz, Skalierbarkeit und weiteren Faktoren ausgewählt werden.

Was ist zu tun?

Nachfolgend wird von Ihnen festgelegt, ob und in welchem Ausmaß Cloud-Infrastrukturen genutzt werden sollen. Dabei lässt sich über Cloud-Servicemodelle auch bestimmen, welche Infrastrukturen selbst und welche vom Cloud-Anbieter verwaltet werden.

Was ist das Ergebnis?

Als Ergebnis erhalten Sie eine Liste an Anforderungen an Ihre IT-Infrastruktur, die im nächsten Schritt mit Hilfe dem Aufbau der Datenpipeline umgesetzt werden.

Lokal vs. Cloud vs. Hybrid

Cloud-Infrastrukturen zeichnen sich grundlegend durch:

  • Skalierbarkeit von Services auf Anfrage,
  • Virtualisierung von trennbaren Ressourcen,
  • Standardisierten und breiten Netzwerkzugang und eine
  • Transparente Messung von Ressourcen aus.

Trotz einiger prägnanter Vorteile der Cloud-Technologie ist sie nicht die optimale Lösung für jeden Use Case und jedes Unternehmen. Nachfolgend sind Vor- und Nachteile einer On-Premise-Infrastruktur und einer Cloud-Infrastruktur gegenübergestellt:

On-Premise (lokal) Cloud
Vorteile -direkte Kontrolle
-Souveränität über eigene Daten
-individuell an eigene Bedürfnisse anpassbar
-Kosteneffizienz (nur genutzte Ressourcen bezahlt)
-Skalierbarkeit
-Globale Verfügbarkeit
-Schnelle Einrichtung und Bereitstellung
Nachteile -hohe Kosten (Hardware, Software, Fachpersonal)
-Begrenzte Ressourcen und schwere Skalierbarkeit
-Wartungsaufwand
-begrenzte Anpassungsmöglichkeiten
-wenig Vertraulichkeit bezüglich Datenhoheit, -schutz und -sicherheit
-Hohe Komplexität
-ungeeignete Auswahl kann zum Misserfolg führen

Um von den Vorteilen beider Varianten profitieren zu können, entscheiden sich Unternehmen häufig für eine Kombination beider Ansätze. Dafür finden Sie in nachfolgender Tabelle eine Übersicht über die verschiedenen Ausprägungen. Bei der Cloud kann weiterhin differenziert werden, ob diese privat genutzt wird oder ob es sich um eine öffentlich genutzte Cloud handelt. Private Clouds liegen in der Verwaltung und Kontrolle eines Unternehmens und werden nicht mit anderen Unternehmen geteilt. Dadurh können strengere Sicherheits- und Datenschutzanforderungen erfüllt werden, allerdings leidet auch die Flexibilität darunter.

On-Premise Private Cloud Öffentliche Cloud Hybrid
Deployment-Art LokalExternExternExtern
Standardisierung und Anpassung Verfügbar Verfügbar Nicht verfügbar Teilweise verfügbar
Skalierbarkeit Nicht vorhanden Statisch, unbegrenzt, nicht sofort Dynamisch, unbegrenzt, sofort Dynamisch
Integration Verfügbar Verfügbar Verfügbar Verfügbar
Fernzugriff Optional Erhältlich Erhältlich Erhältlich
Leistung Niedrig Hoch Sehr hoch Hoch
Steuerung Lokal Extern Extern Extern
Kapitalkosten Hoch Keine Keine Mittel
Betriebskosten Mittel Hoch Mittel Mittel
Sicherheitsstufe Hoch Hoch Mittel Hoch
Compliance Anpassungsfähig Anbieterabhängig Anbieterabhängig Erfüllt

Quellen

Weiterführende Literatur

Synergien von Cloud und KI

Cloud- und KI-Technologien können sich sinnvoll ergänzen und Synergie bilden. Nachfolgend sind einige dieser Synergien aufgelistet:

  • Skalierbarkeit (von Datenspeicher und Rechenleistung) als Erfolgsfaktor von datengetriebenen KI-Modellen
  • Flexibilität durch eine einffache Kombination von APIs (Softwareschnittstellen) und anderen externen Cloud-basierten Services
  • Schnellerer Entwicklungsprozess mit Hilfe von vorgefertigten KI-Modellen und Frameworks
  • Kooperativer Entwicklungsprozess durch ortsunabhängigen Zugriff während der Entwicklung
  • Zahlung nach Nutzungsbedarf kann Kosten reduzieren
  • Bereitstellung von automatisierten Workflows (z.B. Datenreinigung, Modellbereitstellung, …)

Quellen

  • Cloud Computing: Today and Tomorrow. (2009)
    Won Kim The Journal of Object Technology 8/1 p65
    AITO - Association Internationale pour les Technologies Objets DOI:10.5381/jot.2009.8.1.c4
  • KI‑Systeme (2021)
    Bernhard G. Humm, Stephan Lingner, Jan C. Schmidt, Karsten Wendland TATuP - Zeitschrift für Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis 30/3 p11-16
    Oekom Publishers GmbH DOI:10.14512/tatup.30.3.11
  • Cloud computing for genomic data analysis and collaboration (2018)
    Ben Langmead, Abhinav Nellore Nature Reviews Genetics 19/4 p208-219
    Springer Science and Business Media LLC DOI:10.1038/nrg.2017.113
  • Cloud Computing: An Overview (2009)
    Ling Qian, Zhiguo Luo, Yujian Du, Leitao Guo Lecture Notes in Computer Science p626-631
    Springer Berlin Heidelberg DOI:10.1007/978-3-642-10665-1_63

Interne und externe Infrastrukturen

Je nachdem wie sich eigene Anforderungen gestalten und das Angebot von Cloud-Anbieter ausfällt, können verschiedene IT-Infrastrukturen und Dienste selbst oder vom Cloud-Anbieter verwaltet werden. Hiermit erfolgt also auch die Festlegung, ob ein On Premise-, Cloud- oder hybrides Modell genutzt wird. Das kann zur Folge haben, dass bestehende IT-Infrastrukturen angepasst oder weiterentwickelt werden müssen.

Entschieden werden müssen unter anderem:

  • ob Daten lokal oder in der Cloud gespeichert werden,
  • ob Daten lokal oder in der Cloud verarbeitet werden,
  • ob Rechenleistung auf eigenen Servern oder durch die Cloud bereitgestellt werden,
  • welches Datenbankverwaltungssystem genutzt wird,
  • welche KI-Bibliotheken und -Frameworks genutzt werden,
  • welche Applikationen genutzt und wie diese konfiguriert werden,
  • welche Middleware genutzt wird,
  • welches Betriebssystem genutzt wird,
  • die Ausgestaltung der Netzwerkarchitektur und
  • die Ausgestaltung der Virtualisierung.

Quellen

Weiterführende Literatur

Cloud-Servicemodelle

Bekannte Cloud-Anbieter, die Angebote auf dem deutschen Markt haben, sind unter anderem:

  • Telekom (Open Telekom Cloud)
  • Amazon (Amazon Web Services)
  • Google (Google Cloud Platform)
  • Microsoft (Azure)
  • IBM (IBM Cloud)
  • SAP (SAP Cloud Platform)

Nachdem geklärt ist, welche Anforderungen, Wünsche oder ähnliches sich an die eigene Gestaltung der IT-Infrastruktur und Dienste ergeben, können die verschiedenen Angebote der Cloud-Anbieter auf Übereinstimmung und auf die Ausprägung der einzelnen Leistungsmerkmale (wie bspw. Skalierung, Sicherheit, …) geprüft werden.

Wie solch eine Ausgestaltung aussehen kann, wird nachfolgend anhand der drei beliebtesten Arten von Cloud-Service-Angeboten und der On Premise Lösung dargestellt.

SaaS (Software as a Service) PaaS (Platform as a Service) IaaS (Infrastructure as a Service) On Premise
Daten janeinneinnein
Applikation und Konfiguration ja nein nein nein
Datenbankverwaltungssystem ja ja nein nein
Frameworks ja ja nein nein
Middleware ja ja nein nein
Betriebssystem ja ja nein nein
Virtualisierung ja ja ja nein
Server ja ja ja nein
Speicherung ja ja ja nein
Netzwerk ja ja ja nein

Legende:
ja = vom Cloud-Anbieter verwaltet
nein = vom Kunden verwaltet

Quellen

Umgebungen in der Anwendungsentwicklung

Im Verlauf der Modellierung des KI-Use Cases werden verschiedene Modellierungsumgebungen genutzt, damit (ähnlich zum Geschäftsmodellentwicklungsprozess) der Ressourceneinsatz in früheren Phasen möglichst gering bleibt.

Dafür kann zwischen Entwicklungs-, Test- und Produktionsumgebung in der Anwendungsentwicklung unterschieden werden. Sie unterscheiden sich zum Teil stark, z.B. durch gewählte Bibliotheken und Frameworks, Einsatz ML-spezifischer Werkzeuge oder Spezialhardware.

Die Entwicklungsumgebung wird vor allem im Rahmen der Machbarkeitsuntersuchung genutzt. Die Testumgebung bildet das Bindeglied von der Entwicklungs- hin zur Produktionsumgebung, während die Produktionsumgebung die Umgebung im realen Betrieb beschreibt.

Einige der markanten Eigenschaften der verschiedenen Umgebungen sind nachfolgend dargestellt:

Entwicklungsumgebung

  • Freiheiten zur Entwicklung von Modellen und Algorithmen relativ groß
  • agile Art und Weise der Abstimmung mit Fachbereichen
  • kreativitätsunterstützend mit schnellem und adaptivem Vorgehen

Testumgebung

  • erster Konsolidierungspunkt für Zwischenergebnisse der Entwicklungsumgebung
  • Zusammenbau bisher entwickelter Komponenten, Tests und Versionierungen der Ergebnisse
  • bspw. Verwendung von Continuous Integration (CI) Werkzeugen wie Build-Server und Image-Repositories
  • Verwendung von Virtualisierungstechnologien wie Container (bspw. von Docker) für Modellierung und Tests in gemeinsamer Umgebung
  • Demonstratorenbereitstellung

Produktionsumgebung

  • robuste und skalierbare Plattform
  • ausfallsicher, erreichbar, überprüfbar, bewertungsfähig (so bei Bedarf Fehleranalysen und Nachbesserungen)
  • Bereitstellung und Konfiguration
  • kontinuierliche Überwachung der Modellqualität

Quellen